Sportwetten werden immer beliebter und wer sich professionell damit beschäftigt, kann unter Umständen ein rentables Einkommen generieren. Dabei ist es essenziell, auch die steuerlichen Aspekte nicht außer Acht zu lassen. Wer ohne Einzahlungsgrenzen wetten möchte, ist auf Wettanbieter ohne OASIS angewiesen, denn die Spielersperrdatei begrenzt die monatlichen Kapazitäten auf 1.000 Euro. Worauf Profizocker noch achten müssen, wird nachfolgend analysiert.
Müssen auf Wettgewinne Steuern gezahlt werden und wenn ja, wann?
Gibt es tatsächlich die Möglichkeit, dass Sportwetten als gewerbliche Tätigkeit gewertet werden und folglich Steuern entrichtet werden müssen? Würde das auf jeden Spieler zutreffen, hätte das weitreichende Folgen. Grundsätzlich gilt, dass die 5 % Wettsteuer von jedem Spieler entrichtet werden muss. Diese wird aber automatisch bei der Platzierung von Wetten bzw. der Ausschüttung von Gewinnen einbehalten, sodass hier keine gesonderte Zahlung an das Finanzamt zu leisten ist.
Die Gesetze rund um das Thema Wettsteuer sind allerdings komplex und es gibt Umstände, die einen Spieler zum professionellen Gewerbetreibenden machen. Glücklicherweise trifft das nicht auf Sportwetten zu, sondern bezieht sich auf Poker-Spieler, die nicht nur auf das Glück setzen, sondern auch auf ihre eigene Strategie und das Können. Da beim Sportwetten ausschließlich Glück als Ausgangspunkt gesehen wird und somit nur eine geringe Einflussnahme des Spielers möglich ist.
Voraussetzungen für gewerbliche Einkünfte im Einkommensteuerrecht
Was aber unterscheidet nun den professionellen Pokerspieler von jenem, der durch Sportwetten mit fundierten Analysen große Gewinne generieren kann? Hierfür ist ein Blick auf die Definition eines Gewerbebetriebs laut § 15 Abs. 2 Satz 1 des EstG nötig. Ein Gewerbebetrieb setzt demnach folgende Voraussetzungen fest, um steuerrechtlich in die Pflicht genommen zu werden:
- eine nachhaltige Betätigung auf selbstständiger Basis
- eine Gewinnerzielungsabsicht und Teilnahme am wirtschaftlichen Verkehr
- eine fehlende private Vermögensverwaltung
Grundsätzlich handeln Spieler, die gezielt mit Sportwetten Gewinne generieren, zum einen selbstständig, nachhaltig und mit Gewinnerzielungsabsicht. Unter diesem Augenmerk wäre eine gewerbliche Tätigkeit auch bei Sportwetten zu verzeichnen. Wenn es um das Thema Finanzen geht, sind die Regelungen allerdings deutlich komplexer, in diesem Fall zum Glück für den Sportwetter. Es kann bei Gewinnen durch Sportwetten keine allgemeine wirtschaftliche Teilnahme festgesetzt werden, da es zwar eine Gewinnerzielungsabsicht gibt, diese aber nicht auf den Austausch von Gütern oder Leistungen gemünzt ist.
Folglich ist keine Kausalität zwischen Gewinn und Leistung erkennbar, die beim professionellen Pokerspieler hingegen klar definiert ist. Auch bei Sportwetten sind grundsätzliche Leistungen bzw. Know-how wichtig, um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben. Prinzipiell und mit viel Glück ist es aber auch für völlige Laien möglich, mit den richtigen Tipps große Gewinne zu generieren. Wie häufig das wirklich passiert, wird bei der steuerrechtlichen Beurteilung aber nicht betrachtet.
Letztlich ist der Wettausgang vom Zufall abhängig. Ob sich ein Spieler beim Fußball verletzt, ob der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft oder ob ein Ball beim Golf kurz vor dem Hole-in-One aus der Anlage hüpft, kann der Spieler nicht beeinflussen. Demzufolge werden Wettgewinne den Zufallsgewinnen bei Spielen wie Blackjack und Roulette gleichgesetzt, lediglich die Wahrscheinlichkeit kann berechnet werden.
Warum sind Gewinne aus Glücksspiel und Sportwetten in Deutschland steuerfrei?
Es stellt sich die Frage, warum der Fiskus diese Einnahmen nicht versteuern lässt, obwohl sonst auf zahlreiche Einkunftsarten Steuern erhoben werden. Das liegt daran, dass im Einkommensteuerrecht Deutschlands insgesamt nur sieben Arten von Einkommen bekannt sind. Dazu gehören:
- Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft
- Einkommen aus gewerblicher Arbeit (siehe oben)
- Einkommen aus selbstständigen Tätigkeiten
- Einkommen aus nicht selbstständigen Tätigkeiten
- Einkommen aus Kapitalvermögen
- Einkommen aus Verpachtung und Vermietung
- Einkommen aus sonstigen Bezugsquellen
Das Einkommen aus sonstigen Bezugsquellen ist im Einkommenssteuergesetz genauer definiert, Sportwetten gehören nicht dazu. Stattdessen handelt es sich hierbei um private und gesetzliche Renten, Unterhaltungszahlungen und Einkünfte aus Verkäufen mit einem Wert von über 600 Euro pro Jahr.
Genauer Blick auf die Wettsteuer – wann wird sie fällig?
Schon 2012 wurde die Wettsteuer eingeführt und mit dem GlüStV 2021 auf 5,3 Prozent angehoben. Diese Steuern müssen auf alle in Deutschland generierten Umsätze getätigt werden, unabhängig davon, ob die Wette online oder bei einem lokalen Buchmacher abgegeben wurde. Sportwetter selbst müssen die Steuer nicht direkt an das Finanzamt abführen, eine indirekte Zahlung erfolgt aber trotzdem. Anbieter geben die Kosten in der Regel an ihre Kunden weiter, nur wenige Buchmacher übernehmen die Wettsteuer ohne Einfluss auf die Quoten.
Was wenig klingt, bringt dem Fiskus pro Jahr ordentliche Umsätze ein. Im Jahr 2018 wurden rund 384 Millionen Euro an Wettsteuern an die Finanzämter in Deutschland gezahlt.
Wie die Bezahlung erfolgt, hängt vom genutzten Angebot ab. Denkbar ist, dass der Sportwettenanbieter die 5,3 Prozent Wettsteuer direkt von einem generierten Gewinn abzieht und nur den Nettogewinn aufs Nutzerkonto auszahlt. Andere Buchmacher ziehen die Steuer nicht erst beim Gewinn, sondern bereits beim Tipp ab. Der Wetteinsatz wird folglich um 5,3 Prozent verringert.
Eher seltener ist es der Fall, dass Sonderberechnungsmodelle genutzt werden. In diesem Fall gibt der Buchmacher die Wettsteuer durch reduzierte Quoten an seine Kunden weiter.
Post vom Finanzamt – die Lage ist rechtlich umstritten
Auch wenn per Definition in Deutschland der Ertrag aus reinem Glücksspiel steuerfrei ist (mit Ausnahme der Wettsteuer) und die Wette als solche dem Glücksspiel zugeschrieben wird, ist die rechtliche Situation umstritten. Es ist klar, dass hauptberufliche Pokerspieler ihr Einkommen versteuern müssen, der Bundesfinanzhof entschied darüber bereits im Jahr 2015. Die Besonderheit hierbei ist aber, dass zum einen persönliches Können eine Rolle spielt und zum anderen nicht selten eine Bezahlung allein für die Teilnahme am Turnier erfolgt.
Bei Sportwetten ist Glück die Hauptprämisse, egal ob es sich um ein Hobby oder das Haupteinkommen handelt. Es gibt keine Einflussnahme des Sportwetters auf das Ergebnis, folglich greifen die Gründe zur Steuerpflicht bei Pokerspielern nicht. Es ist aber durchaus denkbar, dass sich diesbezüglich bei den Finanzämtern noch Änderungen ergeben werden, denn faktisch braucht es für erfolgreiche Sportwetten Grundwissen.
Kein Profi-Wetter tippt ins Blaue hinein, sondern analysiert die Märkte, nutzt Prognosen und seine logischen Fähigkeiten, um das Einkommen aufzubessern. Es wäre denkbar, dass das Finanzamt in diesem Bereich nachbessert und in der Zukunft auch hauptberufliche Einkünfte aus Sportwetten unter die Einkommensteuerpflicht fallen. Wer Post vom Fiskus bekommt, sollte hiermit einen Anwalt für Steuerrecht beauftragen, da die Rechtslage derzeit von fehlender Einkommensteuerpflicht auf Wettgewinne ausgeht.